Mammutbäume aus Nordamerika, Bambus aus Asien und Kakteen aus der Wüste. Dazu Nutzpflanzen, Giftpflanzen und Heilpflanzen aus heimischen Gefilden. Auf riesigen 24 Hektar locken im Botanischen Garten unzählige Pflanzen und Gewächse aus aller Welt. Ein Besuch mit Kindern klingt zunächst nicht verlockend: Es gibt keine Spielplätze, Roller und Laufräder sind verboten, ebenso wie Ballspiele auf den Rasenflächen. Warum sich der Besuch mit Kindern trotzdem mehr als lohnt, erfahrt Ihr jetzt.
Von Hamburg in die Wüste
Gegründet wurde der Botanische Garten in Hamburg übrigens bereits vor mehr als 200 Jahren, im Jahre 1821. Lange Zeit war er auf dem Gebiet des heutigen Planten un Blomen beheimatet, ehe er Ende der 1970er Jahre nach Klein Flottbek umzog. Die Tropengewächshäuser am Dammtor gehörten beispielsweise noch zum Alten Botanischen Garten.
Mit der S1 sind es ab Hauptbahnhof gerade einmal 22 Minuten Fahrt bis nach Klein Flottbek. Nach einem kurzen, barrierefreien Fußweg steht Ihr bereits am Einlass zum Loki-Schmidt-Garten.
Direkt links vom Eingang liegt der erste Tunnel, den Ihr nicht verpassen solltet: ein wunderbarer, von Bambus überwachsener Weg. Dieser ist ein guter Vorgeschmack auf die Erlebnisse, die Euch noch erwarten.
Folgt Ihr dem Weg umrundet Ihr einen See und gelangt zu den Anzuchtgewächshäusern. Hinter diesen liegt der Duft- und Tastgarten. Riecht unbedingt am Colakraut. Total gut!
Zurück auf dem Hauptweg seht Ihr bereits das Herzstück der Wüste: die gläsernen Pyramiden. Bei unserem ersten Besuch war die Begeisterung bei den Kindern bis hierin eher zurückhaltend. Ab dem Moment aber, an dem wir zu den Pyramiden abbogen, war der Besuch ein Selbstläufer.
Los geht’s: Von der Wüste ans Wasser
Der Weg zu den Pyramiden und somit der Wüste führt über Holzbohlen, vorbei an einem kleinen Bachlauf. Allein schon dieser Weg begeisterte die Kinder. War er doch etwas ganz anderes, als auf einem breit angelegten Sandweg zu laufen.
Genau diese Schleichpfade und Abzweigungen sind es, die den Besuch im Botanischen Garten abwechslungsreich und spannend für Kinder machen. Der Weg auf den Holzbohlen ist dabei nur der Anfang, wie Ihr noch sehen werdet.
Innerhalb der Pyramiden kann man Kakteen und Sukkulenten sehen, die sich eher im Warmen wohlfühlen. Hinter ihnen geht es auf dem Hauptweg rechts rum zu den Gift- und Nutzpflanzen, links rum in Richtung Gesteinsgarten.
Für Hobby-Gemüse-Gärtner*innen ist der Blick in den Nutzgarten wirklich spannend. Wie sieht nochmal Weizen aus? Wie zieht der Botanische Garten seine Kartoffeln? Welche Bohnensorten gibt es so? Für Kinder besonders anziehend ist hier das Tanzglockenspiel, bei dem man durch springen auf Platten Musik machen kann.
Folgen wir von den Pyramiden dem Hauptweg nach links, um gegen den Uhrzeigersinn den See in der Mitte der Parkanlage zu umrunden. Wir durchqueren die Wüste und gelangen über den Rosengarten (riecht so gut!) zum Gesteinsgarten. Die Steine-Sammlung meines Sohnes ist zwar umfangreich, kommt aber in Sachen Alter und Größe nicht an die hier ausgestellten Exponate heran.
In der Hütte, die den Zugang zu den Seebrücken markiert, erfahrt Ihr Wissenswertes über die überlebenswichtigen Bienen. Kinder prüfen gerne, wie groß sie im Vergleich zur Mammutbaumscheibe sind. Gehen wir auf die Brücken. Auch wenn die Kinder hier freudig quietschend vorwegrennen, lohnt es, sich hier Zeit zu lassen. Im Wasser ist nämlich einiges los. Große Fische gucken neugierig aus dem Wasser, während die kleinen Fischen lieber unter der Wasseroberfläche bleiben. Sogar Schildkröten gibt es zu entdecken. Meist sitzt eine auf dem Baumstamm, der im Wasser treibt und sonnt sich.
Der Weg ist das Ziel: Vom Wasser über Nordamerika nach Asien
Spätestens auf dem Weg von den Brücken in Richtung „Südamerika“ fällt auf: Im Spät-Frühling summt und brummt es an jeder Ecke. Der Garten ist voller Leben. Bienen ziehen von Blüte zu Blüte, Teichhühner suchen mit ihren Kleinen Futter, Eichhörnchen und Mäuse flitzen vorbei, Enten und Gänse quaken um die Wette, während die Vögel ein lautstarkes Konzert geben.
Aber zurück nach Südamerika. Mein absoluter Lieblings-Ort im Botanischen Garten ist der Sumpfzypressen-Wald. Nicht nur, dass dies eine so andere Landschaft ist als die Wüste und der Gesteinsgarten zuvor. Der Wald ist für mich auch Entspannung pur. Ein kleiner Bach plätschert mitten in einem Meer von Farnen, welches sich im Wind wiegt. Herrlich. Die Kinder erfreuen sich eher an den Holzbrücken, die an zwei Stellen den Bach überqueren.
Nur ein kleines Stück den Weg hinunter wartet Nordamerika auf uns. Und der nächste Abzweiger. Ein mit Holzschnitzel ausgelegter Pfad führt zwischen den Riesenmammutbäumen hindurch. Fast fühlt man sich wie auf einer Wanderung im einem amerikanischen Nationalpark – glücklicherweise ohne Bären.
Ein kleines Stück von Nordamerika aus, hinter ein, zwei Hügeln, liegt Japan mit dem riesigem Zengarten. Versucht die Kirschblüte im Frühling oder die Blüte der Azaleen gen Frühsommer abzupassen, dann ist dieser Bereich wunderschön. Genießt den Blick, geht auf dem schmalen Weg vom Zengarten rund um den See und Ihr gelangt zum Bambus-Schleichpfad.
Von Asien über die Alpen gen Heimat
Wir verlassen Asien vorerst und reisen nach Europa. Genauer gesagt in die Berge. Das „Alpinum“ fühlt sich ein bisschen so an als wäre man im Miniatur Wunderland für Landschaften. Ein kleines Wasserbecken an einem Zugang erfrischt im Sommer kurz die Hände und gibt plätschernde Laute von sich, die perfekt zur Atmosphäre passen. Ist der Aufstieg auf den „Berg“ erst geschafft, belohnt die Aussicht auf das „Tal“ für die Strapazen.
Es folgen Heide und Moor, die uns sehr bekannt vorkommen (inkl. Pfad durch die Dünen), ehe es uns nach einer Stippvisite in Asien (inkl. Bambuspfad) in den Bauerngarten (inkl. Bienenstöcken) verschlägt.
Die Kinder haben bis hierhin viele verschiedene Pfade und Abzweigungen mit unterschiedlichen Untergründen bezwungen, abwechslungsreiche Landschaften bewundert und im besten Fall einige Tiere gesehen. Zeit für eine Pause.
Eine Möglichkeit hierfür ist das Café, das circa 5 Minuten Fußweg vom Bauerngarten entfernt ist und auch Eis im Angebot hat. Oder Ihr lasst Euch auf dem Steg am großen See nieder und genießt den Blick auf Schildkröte, Fische, Gänse und Enten während Ihr Euer Picknick verspeist.
Folgt von dort dem Hauptweg, lasst die Pyramiden links von Euch und Ihr landet schließlich wieder am Ausgangspunkt unserer Weltreise, dem Haupteingang.
Rund um den Botanischen Garten
- Der Rundweg durch den Botanischen Garten ist ca. 2,5 Kilometer lang. Die Abzweiger und Pfade sind hierbei nicht berücksichtigt.
- Plant für Euren Besuch reichlich Zeit ein. Diese vergeht wie im Fluge.
- In der Nähe des Cafés sowie am Ausgang befinden sich öffentliche Toiletten.
- Respektiert die liebevolle Arbeit der Gärtner*innen & Helfer*innen und die Natur. Pflückt oder beschädigt keine Pflanzen.
- Bleibt auf den Wegen. Diese sind so vielfältig und spannend angelegt, dass querfeldein gehen überflüssig ist.
- Es sind keine Tiere erlaubt, außer Blindenführhunde / Assistenzhunde.
- Keine Fahrräder, Laufräder, Skateboards oder ähnliches (Ausnahmen: Kinderwagen und Rollstühle)
- Auf den Rasenflächen keine Ballspiele oder Grillen.
- Egal wie lieb sie gucken: Das Füttern der Tiere und Fische ist untersagt.
- Der Botanische Garten ist Teil der Universität und hat sich somit der Lehre und Forschung verschrieben. Für interessierte Besucher*innen werden zahlreiche Führungen angeboten. Und das Bildungsprogramm für Schulen, die Grüne Schule, umfasst schon ab Klasse 1 spannende Angebote und Führungen.