Egal, wie man Brokkoli anpreist – er ist das verschmähteste Gemüse auf dem Familientisch. Wird er nicht perfide versteckt, ist das Essen gleich vorverurteilt. Aber wie kann man Kindern etwas Gesundes schmackhaft machen ohne sich auf den Kopf stellen zu müssen? Ich hätte eine Idee: Schuhe aus und ab in den Barfußpark!
Barfußlaufen für die Gesundheit
Zugegeben, ich muss bei meinen Kindern nicht viel argumentieren, wenn es darum geht, die Schuhe und Socken von den Füßen zu bekommen. Sobald es die Temperaturen zulassen, sind sie am liebsten barfuß unterwegs. Je nach Untergrund tue ich es ihnen gerne gleich – wer mag nicht das Gefühl von frisch gemähtem Gras unter den Füßen?
Schon Gesundheits-Pfarrer Sebastian Kneipp war überzeugt, dass Barfuß laufen die gesündeste Art der Bewegung ist. Unter anderem fördert es die Durchblutung, ist ein Immun-Booster, gibt eine kleine Fußreflexzonenmassage und trainiert Muskeln und Gelenke im Fuß.
Nun ist es in der Stadt leider nicht wirklich gut umsetzbar, mit Kindern einen längeren Spaziergang barfuß zu unternehmen. Zwar gibt es heute gibt es eine Vielzahl an (stylischen) Barfuß-Schuhen, jedoch fehlt auch bei diesen der direkte Kontakt zum Untergrund. Kalt, warm, kleine Steinchen, pieksige Tannennadeln – das alles fühlt man durch die dünne Sohle des Barfuß-Schuhes nur spärlich.
Es gibt jedoch die Möglichkeit, all die positiven Eigenschaften des Barfußlaufens mit denen des Waldbadens (Spaziergang im Wald) und erfrischenden Matschbecken kombinieren. Uns erwartet ein Ausflug voller Gesundheit, Stressabbau und Spaß im Barfußpark Egestorf.
Der Barfußpark Egestorf
Von Hamburg aus ist Egestorf der nächstgelegene Barfußpark. Auf einem Gebiet von 14 Hektar warten über 60 Stationen mit unterschiedlichen Untergründen auf unsere Füße.
Es gibt drei verschiedene Strecken, die man wählen kann: der Kurze Weg (1,2km), der Mittlere Weg (1,9km) und der Lange Weg (2,2km). Die Wege führen durch Buchen-, Kiefern- und Fichtenwälder sowie über Wiesen.
Am Endpunkt aller Wege kann auf dem extra abgetrennten Yoga-Pfad auch noch eine kleine Sport-Session an den neun Stationen eingelegt werden.
Gedanken über Hundehaufen, zerbrochene Flaschen o.ä. muss man sich dabei nicht machen. Die Wege und Stationen werden gewissenhaft sauber gehalten und Hunde haben keinen Zutritt in den Park.
Schuhe und Taschen könnt Ihr an den Waschstationen in Spinden (kein Pfand nötig) verstauen, damit Ihr beim Rundweg die Hände freihabt.
Seid Ihr bereit? Dann los!
Schuhe aus und los
Die erste Station, die Wasserschräge, ist die Station, die mich immer am meisten Überwindung kostet. Es ist ein, sagen wir mal, erfrischender Start.
Die nachfolgenden Stationen (Laufen über Kork, Steine, Holzhäcksel) bauen gut auf einander auf, so dass man dann auch vor den Glasscherben nicht mehr zurückschreckt. Wem eine Station nicht geheuer ist, kann bequem an dieser vorbeigehen. Zwischen den Stationen wandert Ihr über herrlichen, den Schritt abdämpfenden Waldboden.
Vorbei am Salzineum (tief durchatmen!) geht es zur Dschungelbrücke. Sie hängt in einer Höhe von 3 Metern. Ein reißender Strom in einer tiefen Schlucht ist also nicht in Sicht. Nichtsdestotrotz ist diese wackelige Station eines der Highlights des Parks.
Das nächste Highlight wartet einen kurzen Fußmarsch von der Brücke entfernt. Ich schicke jedes Mal Stoßgebete gen Himmel, dass die Kinder nicht ausrutschen und unser Besuch vorzeitig endet. Es ist ein Becken mit nassem Lehm. Seid beim Betreten der Becken bitte vorsichtig: Sie sind wirklich sehr rutschig.
Hat man das erste Matschbecken hinter sich gelassen, wird es richtig lustig. Denn ab jetzt haben die Füße die richtige Färbung für einen Barfußpark – und es werden im Laufe der Strecke noch einige Schichten mehr aufgetragen.
Während Eures Weges durch den Park lockern verschiedene Erlebnisstationen die Tour auf und geben den Füße mal eine Pause. Und auch Kinder wissen diese Abwechslung sehr zu schätzen. Es gibt Riechkästen, Stationen zum Musizieren, viele Möglichkeiten zum Balancieren wie eine Slackline und einen Kriechtunnel.
Ich würde empfehlen, zumindest den mittleren Weg zu gehen, damit Ihr auch über die große Wiese geht. Hier gibt es schöne Bänke für eine Pause, einen kleinen Hochsitz und eine Möglichkeit, Eure Weitsprungkünste zu messen. Außerdem kommt Ihr so am „Bilderrahmen“ vorbei, einem der Fotospots im Park.
Am Ende der Runde, egal für welchen Weg man sich entschieden hat, ist man ganz beseelt und hüpft mit einem Lächeln in den eiskalten Wasserkanal, der letzten Station. Denn kaltes Wasser stört nach all den Herausforderungen nun wirklich nicht mehr.
Die Füße sind sauber geschrubbt – und nun?
Ein Sprung ins Natur-Schwimmbad Aquadies
Wem die Abkühlung von den Wasserbecken noch nicht reicht, kann direkt am Barfußpark mit dem ganzen Körper ins kühle Nass springen. Das Aquadies ist ein vollbiologisches Natur-Schwimmbad ohne Chemikalien. Für die Unterhaltung der Kinder ist dank Planschbecken, Bachlauf und Sprungturm reichlich gesorgt.
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Eine Knabberfisch-Pediküre im Barfußpark Egestorf
Eure Füße können nach dem Marsch durch den Wald etwas Pflege vertragen? Lasst das doch ein paar kleine Fische übernehmen. Direkt im Barfußpark gibt es das Natrium, in welchem man eine Fisch-Pediküre buchen kann.
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Barfußpark Egestorf
- Ahornweg 9, 21272 Egestorf
- HVV: In den Sommermonaten mit dem Heide-Shuttle Ring 2 und Ring 3, Haltestelle „Egestorf, Dorfpark“
- Parkplätze: direkt vor Ort
- Eintritt: Erwachsene (ab 16 Jahren): 9€ | Kinder (ab 4 Jahre): 7€ | Familien (2 Erw. + 2 Kinder): 25€. Änderungen vorbehalten.
- Hinweise: Keine Hunde im Park erlaubt. Für Rollstuhlfahrer auf Grund der Wege nur bedingt geeignet, für Kinderwagen aber schon.
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