„Tja Mama, jeder ist nun mal anders. Und das ist auch gut so.“ Mein Sohn sitzt mir beim Abendessen gegenüber und guckt mir ernst in die Augen. Es scheint sein Fazit unseres gemeinsamen Tages in der Speicherstadt zu sein. Wo wir heute waren? In der brandneuen Ausstellung „Kids im Dialog“ im Dialoghaus.
Kids im Dialoghaus
Dialoghaus? Das klingelt noch nichts? Wie wäre es mit „Dialog im Dunkeln“? Diese Ausstellung, bei der man für die Dauer der Führung auf sein Sehvermögen verzichtet, ist für mich eine Institution in Hamburg. Ebenfalls im Gebäude beheimatet ist der „Dialog im Stillen“ rund um gehörloses Leben. Und seit April 2023 findet sich hier nun auch die Ausstellung „Kids im Dialog“.
Konzipiert ist „Kids im Dialog“ für Kinder zwischen 3 und 7 Jahren mit ihren Familien, (Vor-)Schul- oder Kitagruppen. Die Tickets werden mit einem festen Führungstermin vorab über die Website des Dialoghauses geordert. Die Dauer der Führung beträgt etwa 75 Minuten.
Treffpunkt für die Führungen ist das Foyer des Dialoghauses. Gemeinsam mit der pädagogischen Leitung geht es dann zur Ausstellung im 1. Stock. Hier steht ein großzügiger Garderobenbereich inkl. kostenloser Spinde bereit. Die Toiletten, inkl. Wickeltisch und Kinderkabine, liegen direkt um die Ecke.
Die Ausstellung
Fröhliches, digitales Vogelgezwitscher begrüßt uns im Ausstellungsraum. Man sieht Holzhäuschen, das Emotionsmonster Emmo und so einiges an Spielzeug. Nun wird mir auch der Vorteil von Vorabbuchung, fester Gruppengröße und Zeitlimitierung bewusst: Die Räume können so nicht überfüllt sein und die Stimmung bleibt entspannt.
Untergliedert ist die Ausstellung in drei Bereiche, auf die wir gleich eingehen. Alle Ausstellungsstücke dürfen berührt und „bespielt“ werden. Dabei gibt es an keiner einzigen Station einen erhobenen Zeigefinger. Und alles passiert frei von Berührungsängsten.
Erwachsene sollten ihr Kind bei dem Rundgang stets begleiten. So können sie die Aufgabenschilder an den einzelnen Stationen vorlesen oder auch Rückfragen stellen (z.B. „Was hilft Dir, wenn Du traurig bist?“). Bereit für einen kleinen Rundgang?
„Einzigartigkeit und Gemeinsamkeit“
In diesem Ausstellungsbereich nehmen wir uns und andere unter die Lupe. Wie klingt meine Stimme, wie schnell schlägt mein Herz? Welche Sprachen verstehe ich? Und welche Du?
Highlights für uns waren in diesem Bereich das Puls-O-Meter, mit dem wir unseren Herzschlag gehört haben und das Porträt-Malen. Hier kann jeder sich selbst auf einer Postkarte nachmalen. Dabei werden Hautfarbe, Augenfarbe sowie die eigenen Haare u.a. mit Hilfe von Spiegeln untersucht. Am Ende kann die Karte Teil der großen Porträt-Wand werden, an der sich die Vielfalt der Besucher*Innen und somit unserer Mitmenschen widerspiegelt.
„Emotionen und Einfühlungsvermögen“
Wie sehe ich aus, wenn ich ängstlich bin? Oder glücklich? Kann ich diese Emotionen bei anderen Kindern erkennen? Wie kann ich ihnen helfen, wenn sie traurig sind?
Endlich hat Emmo seinen großen Auftritt. Die Kinder können vor einem Spiegel zusammen mit dem pinken Monster zeigen, wie sie aussehen, wenn sie z.B. überrascht sind. Und probieren, ob sie an einer Fotowand die Emotionen von Kindern den Emotionen von Emmo zuordnen können.
Mein persönliches Highlight waren die Puppen und Stofftiere. Drückt man den Punkt auf ihrer Umhängetasche, erzählen sie eine Geschichte aus ihrem Leben. Jede Geschichte endet mit einer Frage oder Aufforderung. So hat z.B. der Teddy im Rollstuhl Hunger und das bunte Pferd ist traurig, weil es wegen seiner farbigen Hufe geärgert wurde. Nun sind die Kinder gefragt: Wie können wir sie unterstützen? Zu sehen, wie liebevoll mein Sohn sich hier gekümmert und z.B. ein Sandwich gemacht hat, war wirklich schön.
Bevor es zum dritten Bereich geht, steht eine gemütliche Lesehütte zum Durchschnaufen bereit. Hierin gibt es Bücher rund um Familie und Toleranz, die man sich von einem intelligenten Stift vorlesen lassen kann. Außerdem können die Finger bei einem Fühl-Memory trainiert werden.
„Teamwork und Zusammenarbeit“
Dieser Bereich befindet sich in dem zweiten, kleineren Raum der Ausstellung. Das ist meiner Meinung nach auch gut so. Denn hier steppt der Bär.
Nach zwei tendenziell eher ruhigen Bereichen wird es nun körperlich. Neben dem Kofferraum-Beladen per Kurbelmaschine (auf Wunsch auch gegen die Uhr) gilt es seine Absprache-Fähigkeiten auf dem Doppel-Ski-Parcours zu beweisen.
Wir hatten an beiden Stationen sehr viel Spaß. Und fragt man meinen Sohn, ist die Kurbelmaschine sein Highlight der Ausstellung. Auch Tage später noch.
Der Teamwork-Bereich war für mich ein sinniger Schlusspunkt unseres Aufenthaltes. Zunächst ging es um Selbstwahrnehmung und dem Bewusstwerden der Vielfalt in unserer Gesellschaft. Dann haben wir über Gefühle geredet. Und dass alle, egal ob im Rollstuhl oder mit Hörgerät, mal traurig oder ängstlich sind oder gerne Ballspielen. Zuguterletzt haben wir zusammen etwas erreicht, können stolz auf uns sein und merken: Zusammen mit anderen macht es einfach viel mehr Spaß als alleine.
„Kids im Dialog“ im Dialoghaus Hamburg
- Alter Wandrahm 4 | 20457 Hamburg (Speicherstadt)
- HVV: U1 „Meßberg“, Buslinie 2 „Bei St. Annen“ oder „Ericusspitze“, Expressbus X3 „Meßberg“
- Parkplätze: Parkhaus „Am Sandtorkai“ (Am Sandtorkai 6-8) oder Parkhaus „Deichtorhallen“ (Oberbaumbrücke 1)
- Eintritt: Alle Besucher*Innen ab 3 Jahren: 7,50 €, unter 3 Jahren: 4,00 €. Eine Vorbuchung der Eintrittskarten ist notwendig.
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