Früher lag es außerhalb der Stadtmauern und war das Zuhause von Fischern, Lotsen und Kapitänen. Heute ist es eines der teuersten Viertel Hamburgs. Herzlich Willkommen in Blankenese! Wir werden hier heute einen tollen Tag verbringen und uns die unterschiedlichsten Sehenswürdigkeiten dieses Stadtteils anschauen.
1. Die Bergziege von Blankenese
Direkt gegenüber vom Eingang zur S-Bahn-Haltestelle „Blankenese“ hält die Buslinie 488. Hamburgweit ist sie aber besser bekannt als „Bergziege“.
Warum der Bus Bergzeige heißt, werdet Ihr auf der Fahrt am eigenen Leib erfahren. Der Bus schlängelt sich durch jede noch so enge Gasse, fährt bergauf und bergab. Wenn man keinen Sitzplatz ergattert hat, heißt es da gut festhalten.
Die Bergziege hält an allen Stopps unserer heutigen Tour, so dass Ihr immer wieder entscheiden könnt, ob ihr den Weg zu Fuß oder per Fuß zurücklegen wollt. Oder Ihr dreht erst einmal eine ganze Runde und genießt die Mini-Stadtrundfahrt, um dann bei der zweiten Runde an einer Haltestelle auszusteigen. Die Linie 488 fährt nämlich im Kreis ab/ bis S-Bahn Blankenese.
An sonnigen Sommer-Wochenenden kann eine Fahrt mit der Bergziege allerdings schnell anstrengend werden. Vor allem von der S-Bahn-Haltestelle gen Strand. Ist der Bus voll, macht die Fahrt einfach keinen Spaß; die Kinder können nicht ausgucken und wenn man dann vielleicht noch mit Kinderwagen unterwegs ist, hat man quasi keine Chance. Dann lieber das Fahrrad mitnehmen oder zu Fuß gehen und den Besuch des Treppenviertels vorziehen.
Habt Ihr ein Plätzchen im Bus bekommen? Dann genießt die Fahrt. Die Haltestelle für unseren nächsten Stopp ist der „Falkentaler Weg“.
2. Der Elbstrand Blankenese
Der Sand ist herrlich fein und supersauber. Der Blick schweift über Wasser, noch mehr Wasser und die grüne Insel „Neßsand“. Eine weiße Mauer mit schattenspenden Bäumen lässt Spanien-Atmosphäre aufkommen. Die Anspannung sinkt. Der Mini-Urlaub beginnt.
Um ein gutes Plätzchen zu ergattern, ist wie an allen Elbstränden eine zeitige Anreise unverzichtbar. Zu Gute kommt, dass der Sandstreifen hier eine gute Breite bzw. Tiefe hat und so viel Platz im Sand zur Verfügung steht.
Schnell bemerkt man aber den meiner Meinung nach nicht zu verachtenden Nachteil im Vergleich zum nahegelegenen Elbstrand Wittenbergen: das Fehlen von Schattenplätzen. Die paar Vorhandenen sind entsprechend schnell belegt. Es könnte daher Sinn machen, noch ein paar Minuten zum Falkensteiner Ufer und dem Elbstrand Wittenbergen weiterzugehen und dort ein schattiges Plätzchen zu suchen. Außer, Ihr habt eine Strandmuschel im Gepäck.
Wie überall am Elbufer gilt es auch hier, ein Auge auf seine Kinder zu haben. Zum einen sollte man sie bei Flut an das steigende Wasser erinnern. Zum anderen haben Sog und Schwell vorbeifahrender großer Schiffe das Potenzial, die Kinder in ernstzunehmende Gefahr zu bringen.
Apropos große Pötte: Blickt man nach rechts, sieht man schon das Heck des Schiffswracks der „MS Uwe“ aus dem Wasser ragen.
3. Die Schiffswracks von Blankenese
„Die MS Uwe“
Das Unglück der „MS Uwe“ geschah am 19. Dezember 1975. Es war ein sehr nebliger Tag und die Sicht war stark eingeschränkt. Gegen kurz nach 17Uhr kam zur schicksalshaften Begegnung dreier Schiffe. Der Frachter „Wiedau“ hatte auf der Fahrt elbabwärts gerade das viel kleinere Binnenschiff „Uwe“ überholt, als er vor Wittenbergen mit der entgegenkommenden „Mieczyslaw Kalinowski“ kollidierte. Durch die Kollision wurde die „Wiedau“ so gedreht, dass sie in den Kurs der „Uwe“ geriet und dieses in der Mitte teilte. Die „Wiedau“ und die „Uwe“ sanken; zwei Besatzungsmitglieder kamen ums Leben. Im März 1976 wurde die „Wiedau“ geborgen und abgewrackt. Die Bergung der „Uwe“ gestaltete sich deutlich schwieriger und so wurde nur der vordere Teil abgewrackt.
Die „Polstjernan“
Das zweite Wrack – in unmittelbarer Nähe zur „Uwe“ – ist die „Polstjernan“ (deutsch: Polarstern). Das mit Holz beladene Schiff geriet am 20. Oktober 1926 im Nord-Ostsee-Kanal in Brand. Ein Löschen des Feuers war nicht möglich. So entschied man sich, es in der Elbmündung abbrennen zu lassen. Von dort aus wurde es von einem Bergungsunternehmen nach Blankenese geschleppt. Seit dem 27. Oktober 1926 liegt es dort nun am Elbstrand und dient als Wellenbrecher. Der hölzerne Rumpf und die Metallteile, darunter auch einiger U-Boot-Schrott, der zum Beschweren verwendet wurde, sind ein beeindruckender Anblick.
Wenn Ihr die beiden Wracks in ihrer ganzen Pracht aus der Nähe angucken wollt, solltet Ihr vor dem Besuch einen Blick in den Tidenkalender werfen und die Ebbe abpassen.
Ein schlammiger Spaß
Bei Ebbe haben die Kinder am meisten Spaß an der Besichtigung. Rund um die Wracks, besonders an der „Polstjernan“, gibt es dann nämlich richtig matschig-schmatzigen Elbschlamm, der Erwachsenen auch durchaus mal bis zum Knie reichen kann. Im Sommer ist das Durchstampfen ein echter Spaß – wenn man mit Ersatzkleidung im Gepäck gut vorgesorgt hat… Allzu schnell ist man aus dem Gleichgewicht geraten und hat ein schlammiges Heck.
Mit ein bisschen Gucken ist es auch möglich, eine Route ohne Schlamm finden und so im Herbst/ Winter den einen oder anderen Gummistiefel retten.
Das Betreten der Schiffswracks ist übrigens verboten – die Gefahr von Verletzungen ist zu hoch.
Genug Strand für heute? Dann lasst uns einen Berg besteigen.
4. Muskelkater am Waseberg
Berg… Was wir in Hamburg so als Berg bezeichnen. Unsere höchste natürliche Erhebung, der Hasselbrack, ist 116,2m hoch. Mit 86,6m landet der Waseberg immerhin auf Platz 3.
Wenn Ihr nicht gerade Radrennfahrer seid, dürfte Euch der Waseberg wahrscheinlich unbekannt sein. Kein Problem, das holen wir jetzt nach.
Der Waseberg wurde berühmt-berüchtigt dank des Hamburger Radrennens „Cyclassics“. Die Strecke des Rennens verläuft auf der gleichnamigen Straße am Waseberg entlang und hat auf einem Stück eine Steigung von 15%. Das geht schon ordentlich in die Beine.
Oben angekommen, egal ob per Rad, zu Fuß oder mit der Bergziege, lohnt sich ein Abstecher zum „Wasserturm auf dem Süllberg“. Hier steht die Schaukel mit dem vielleicht schönsten Ausblick in Hamburg.
Etwas ganz Besonderes ist ein Besuch am Waseberg und dem Schinckels Park auch im Winter, sobald sich eine anständige Schneedecke über die Stadt gelegt hat. Dann gibt es hier etwas weltweit Einmaliges zu sehen: Rüschen“ auf dem „Kreek“.
5. Winterprogramm: Rüschen auf der Schinckels Wiese
Kein Schlitten – ein Kreek
Ein Kreek ist ein flacher Transportschlitten, der früher im Winter im Treppenviertel im Einsatz war. Bei den Hügeln in Blankenese lag da nahe, dass er irgendwann auch zum Rodeln zweckentfremdet werden würde.
Er ist sind schwerer und größer als die normalen Rodelschlitten. Es gibt Kreeks für ein bis vier Personen. Wobei der Vierer-Kreek eher selten ist. Gesteuert wird mit Hilfe einer Steuerlatte – meist ein Baumstamm von bis zu 6 Metern Länge.
Diese Steuerlatte erinnert nicht von ungefähr an eine Pinne eines Segelbootes. Das Rüschen hat vieles von der Seefahrt übernommen. So werden Mitfahrer als „Vorschoter“ bezeichnet.
Der Boden auf dem gerüscht wird, ist kein tiefer Schnee sondern fest und eisig. Das ist der flachen Bauart der Kreeks geschuldet. Und Eis plus schwere Holzschlitten = hohe Geschwindigkeit. Geschwindigkeiten von 50-60 km/h sind der Durchschnitt. Den Rekord hält angeblich ein Dreier-Kreek mit 92 km/h.
Bei der Geschwindigkeit wundert es nicht, dass kaum ein Fahrer ohne blaue Flecken nach Hause geht. Und Ihr die Ohren auf der Schinckels Wiese spitzen solltet.
Hört Ihr „Wahrschau“ oder „Raum“ heißt es Platz machen. Diese Ausrufe bedeuten „Platz da“ oder „Bahn frei“. Ignoriert Ihr sie, kann es schlimme Verletzungen nach sich ziehen.
Rodler unerwünscht
Lasst Euren eigenen Schlitten lieber zu Hause. Rodler sind auf der Piste total verpönt. Nicht nur, dass sie viiieeel langsamer als die Kreeks sind, sie machen auch die liebevoll vorbereitete Piste kaputt. Denn wie wird ein Rodelschlitten gesteuert und gebremst? Mit den Füßen – und das sorgt für tiefe Furchen und Löcher. Sucht Euch lieber eine andere Stelle, um mit den Kindern auf den Schlitten zu steigen.
Wer jetzt Lust bekommen hat, das Kreeken einmal selbst auszuprobieren, steht vor einer Herausforderung. Einfach in den Laden gehen und eines kaufen, ist nämlich nicht möglich. Entweder man hat Kontakte in Blankenese, die ein solches Gefährt im Keller oder auf dem Dachboden haben. Oder man muss sich aufwendig einen Betrieb suchen, der ein Kreek auf Bestellung baut. Und dann will der Umgang mit Kreek und Steuerlatte auch gelernt sein.
Genießt bei der nächsten passenden Witterung das Spektakel einfach als Zuschauer mit einem heißen Kakao oder Punsch in der Hand.
6. Das Treppenviertel von Blankenese
Vielleicht habt Ihr während der Fahrt gen Strand mit der Bergziege schon einige Eindrücke gesammelt. Vielleicht seid Ihr auch von der S-Bahn-Haltestelle aus zu Fuß gegangen und habt schon diverse Stufen erklommen.
Nun wird es auf jeden Fall Zeit, dass wir uns dem wunderschönen Treppenviertel widmen.
Blankenese ist ein hügeliges Gebiet. Immerhin liegen sechs der zehn höchsten Erhebungen Hamburgs in Blankenese. Im Treppenviertel werden einem die Hügel besonders bewusst. Die Häuser schmiegen sich an das Auf und Ab und sorgen so für das prächtige Erscheinungsbild.
Insgesamt gibt es im Treppenviertel knapp 60 Treppen und fast 5.000 Stufen. Die längste Treppe ist die Strandtreppe mit 170 Stufen. Manche Treppen sind breit, manche schmal. Einige Privatwege. Sie heißen u.a. „Mitteltreppe“, „Steiler Weg“ oder „Elbgang“. Und jede hat ganz besondere Eigenarten. Eines sind sie aber zumeist nicht: kinderwagenfreundlich. Wer den Ausflug entspannt genießen möchte, sollte mit Baby vielleicht auf die Tragehilfe ausweichen.
Ein Streifzug durch das Treppenviertel mit Kindern bedeutet das Erkunden von verwinkelten Gassen, das Bestaunen von Mini-Gärten und vieler niedlicher, architektonisch sehenswerter Häuser. Lasst ruhig die Kinder mal die Führung übernehmen und schwelgt in den tollen Aus- und Anblicken.