In Hamburg gibt es fünf Hauptkirchen: St. Petri, St. Nikolai, St. Katharinen, St. Jacobi und St. Michaelis (den Michel). Auch wenn der Michel wohl mit Abstand die bekannteste der Kirchen ist, so sind doch auch die anderen einen Besuch wert.
St. Jacobi ist ein Schätzchen für Kunstliebhaber dank der wertvollen Schnitger-Orgel von 1693 (der größten Barock-Orgel Nordeuropas) und den drei kunstvollen Holzaltären.
St. Katharinen umgibt die Legende, dass das goldene Dach aus dem Schatz Klaus Störtebekers gegossen wurde. Meine Kinder lieben dieses Gerücht.
St. Nikolai gibt es gleich zweimal. Zum einen das Mahnmal St. Nikolai, welches an die Schreckenszeit zwischen 1933 und 1945 und ihre Opfer erinnert. Er ist der fünfthöchste Kirchturm der Welt und befördert die Besuchenden in einem Panoramalift hinauf auf die Aussichtsplattform in 76 Metern Höhe. Die Aufgaben als Hauptkirche hat 1962 die neue St. Nikolai-Kirche in Harvestehude vom Mahnmal übernommen.
St. Petri schließlich ist nicht nur die älteste Kirche von Hamburg, sondern hat mit 123 Metern auch einen ziemlich hohen Turm. Wie es ist, diesen hinaufzusteigen, erfahrt Ihr hier.
Die St. Petrikirche
St. Petri hat schon viele Menschen kommen und gehen sehen.
Es wird vermutet, dass die ursprüngliche Holzkapelle Anfang des 11. Jahrhunderts erbaut wurde. Erstmal urkundlich erwähnt wird die Kirche 1195.
Damit ist sie die älteste, noch vorhandene Kirche in Hamburg. Im Großen Brand von Hamburg 1842 wurde sie fast vollständig zerstört, die Angriffe im Zweiten Weltkrieg überstand sie hingegen quasi unbeschädigt.
Heute steht die St. Petrikirche an der Mönckebergstraße unweit des Rathauses, umgeben von Geschäftshäusern und Neubauten. Ich selbst bin jahrzehntelang während diverser Shoppingbummel einfach an ihr vorbeigegangen. Heute aber wird es anders.
Wir betreten die Kirche durch das mittlere Westportal (Eingang Bergstraße). Aber halt! Nicht so schnell! An der Eingangspforte gibt es etwas ganz Besonderes zu sehen. Der linke bronzene Löwenkopf-Türzieher gilt nämlich als das älteste, öffentlich zugängliche Kunstwerk Hamburgs. Angeblich stammt er aus dem Jahr 1342. Ein ganz schön alter Löwe.
Nun aber hinein. Gönnt Euch gerne einen Moment, um das schön Kirchenschiff zu bewundern, ehe wir uns nach rechts in Richtung des Buchcafés „geistreich“ wenden. Hier kann man neben Souvenirs, Kaffee und süßen Snacks auch die Eintrittskarten für den Turmaufstieg erwerben.
Seid Ihr richtig gut zu Fuß? Schwindelfrei? Gespannt auf den Turm? Also her mit den Eintrittskarten. Vor dem Aufstieg und (wichtig!) nach der Rückkehr trägt man sich dann in eine Liste ein. So können die Anwesenden im Turm im Auge behalten werden.
Wenn Ihr Glück habt, könnt Ihr einen der Spinde ergattern und hier Eure Jacken und Taschen lagern. Glaubt mir, Ihr werdet froh über jedes Gramm sein, dass Ihr nicht in den Turm mitnehmen müsst und Euch wird garantiert warm werden.
Gegenüber von den Spinden, am Ausgang des Cafés zur Straße hin geht es nun rechts eine steinerne Wendeltreppe hoch.
Vor uns liegen 544 Treppenstufen, die uns auf eine Höhe von 123 Metern bringen. Los geht’s.
Der Turmaufstieg von St. Petri
Es heiß immer, aller Anfang sei schwer. Aber die steinerne Wendeltreppe kann ein echt schwerer Anfang sein. Bei mir ist es z.B. so, dass ich sowohl beim Auf- als auch beim Abstieg einen Drehwurm bekomme. Und der Aufstieg geht zum Start schon so ordentlich in die Beine, dass ich mehrmals ans Aufgeben gedacht habe. Vielleicht hilft es Euch, wenn Ihr Stufen zählt. Es sind 111 Stufen bis zum ersten Boden. Puh!
Die hier ausgestellten Schätze sind für Kinder nicht wirklich interessant, so dass wir fix die hölzerne Treppe erklimmen. Nach 30 Stufen steht vor uns ein Feuerwehrauto. In einem Kirchturm. Wie ist das bloß hierher gekommen? Aufmerksame Kinder entdecken die Lucke im Boden und kommen so schnell auf die Antwort.
Vis-a-vis zum Feuerwehrauto ist eine alte Türmerstube aufgebaut. Die Aufgabe der Turmwächter war es vor allem, nach Feuern in der Stadt Ausschau zu halten und Alarm zu geben. Denn von den hohen Kirchtürmen hatte man den besten Blick über die Umgebung.
Die nächsten Treppen führen an den Glocken von St. Petri vorbei. Hier am besten kurz auf die Uhr gucken. Wenn diese läuten, möchte man mit seinen Kindern nicht unbedingt daneben stehen. Rote Blickleuchten auf den Böden über und unter den Glocken warnen Euch, wenn die Glocken in Bewegung sind.
Der Teil, der nun kommt ist nicht nur anstrengend, sondern auch für alle mit leichter Höhenangst eine Herausforderung. Außer Treppen kommt nämlich erstmal nichts; und so hat man einen Bereich, in dem das Auge weit nach unten blicken kann. Haltet durch – es lohnt sich!
Die Stadt durch Bullaugen sehen
Nach 330 Stufen kommt Ihr auf Boden 8 an – dem ersten Boden mit Bullaugen-Fenstern. Diese sind das Highlight der Turmbesteigung und sollten das Mindestziel für Euer Turmabenteuer sein. Denn der Ausblick und die Atmosphäre sind besonders.
Einmal rundherum um den Boden sind die Fenster verteilt. Vor jedem Bullauge steht ein Stuhl (im Winter auch mal mit Decke), ergänzt um eine Infotafel zum jeweiligen Ausblick und einer Lampe. Bei regnerischem Wetter ist es hier wunderbar hyggelig.
Man kann das Rathaus sehen, die Alster, den Michel, die Elbphilharmonie, St. Nikolai, St. Katharinen und und und. Insgesamt gibt es drei Böden mit Bullaugen-Fenstern und je höher Ihr steigt, desto weiter geht natürlich auch der Blick.
Wer nach dem dritten Boden noch Kraft in den Muskeln hat und den Weg zu Ende bringen will, kann über eine Wendeltreppe die letzten 120 Stufen weiter hoch bis quasi zur Turmspitze steigen. Hier angekommen warten zwei Stühle zum Ausruhen auf Euch. Die Aussicht auf die Hamburger Innenstadt inkl. Hafen ist spektakulär. Allerdings ist der Platz sehr begrenzt und es gibt zur Treppe hin kein Sicherheitsgeländer – also gut auf die Kinder aufpassen.
Egal, wie hoch Ihr es geschafft habt: Seid stolz auch die ganzen Treppen, die Ihr heute bezwungen habt. Ich hoffe, Ihr habt die Aussicht genossen. Viel Spaß beim Abstieg! Und schaut einmal den Turm hinauf, wenn Ihr wieder auf der Straße steht. Jetzt werdet Ihr diesen garantiert mit anderen Augen sehen.
Hauptkirche St. Petri Hamburg
- Mönckebergstraße 23, 20095 Hamburg
- HVV: U3 „Rathaus“, U2 & U4 „Jungfernstieg“, diverse Bushaltestellen in der Nähe (Buslinien 3, 4, 5, 6, 16, 17, 19, X3, X35, X80)
- Eintritt: Erw. 4€ / Kinder 2€ / Familien 10€
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