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Das Bild zeigt den Blick von der Poggenmühlenbrücke auf die Speicherstadt in Hamburg. Links und rechts sind die Speichergebäude, in der Mitte das Wasserschloss zu sehen. Dazwischen fließt die Elbe in Fleeten.

Hamburgs Geschichte erleben: Mit Kindern im Speicherstadtmuseum

Sie ist eines der berühmtesten Stadtviertel in Hamburg und ein Muss mit Kindern: Die Speicherstadt.
Knapp 1,5km lang erstrecken sich die schönen Kontorhäuser an Fleeten, die von kleinen Brücken überspannt sind. Es ist das größte historische Lagerhausensemble der Welt und seit 2015 sogar UNESCO-Weltkulturerbe (zusammen mit dem Kontorhausviertel inkl. Chilehaus). Viele bekannte Attraktionen wie das Miniatur Wunderland sind hier Zuhause. Heute wollen wir uns der historischen Speicherstadt widmen. Also schnappt Euch die Kinder für eine kleine Geschichtsstunde mit Stargast Kalle.

Warum wurde die Speicherstadt gebaut?

Es ist der 25. Mai 1881. Hamburg hatte jahrhundertelang als sogenanntes Zollausschlussgebiet gegolten. Heißt, Kaufleute konnten ihre Waren in Hamburg zollfrei lagern, veredeln und handeln. Am 25. Mai wurde nun aber vertraglich festgelegt, dass Hamburg ab 1888 an den Zoll des Deutschen Reiches angeschlossen sein wird.

Der Hamburger Senator und spätere Bürgermeister Johannes Versmann erkämpfte für die Stadt aber eine Ausnahme: Um den Handel im Hafen zu schützen, durfte Hamburg ein sogenanntes Freihafengebiet festlegen, in dem weiterhin Zollfreiheit herrschen sollte.

Unter dem Murren der vielen Kaufleute, die auf ihr gewohntes Privileg pochten, machte man sich auf die Suche nach einem Baugebiet. Denn wenn nur noch die Waren im Freihafengebiet zollfrei sind, so müssen alle Waren auch hier gelagert werden können. Um das umzusetzen, fehlte es jedoch massiv an Lagerflächen.

Innerhalb von sieben Jahren muss nicht nur eine Lösung gefunden werden sondern auch die Lagerflächen vorhanden sein. 1883 schließlich der erste Meilenstein: Man vereinbart den Bau einer Speicherstadt innerhalb des Freihafens. Allerdings ist das Gebiet, auf dem die Speicherstadt entstehen soll zum Zeitpunkt der Entscheidung ein Wohngebiet.

Der Bau beginnt

Mehr als 20.000 Menschen, Arbeiter wie auch Kaufleute, leben auf den für den Bau auserkorenen Elbinseln Kehrwieder und Wandrahm. Sie alle mussten für die Speicherstadt zwangsumgesiedelt werden. Die reichen Bewohner vom Wandrahm zog es in Richtung Alster und Elbe, die Menschen des Armenviertels Kehrwieder gen Barmbek oder Hammerbrook oder, wer im Hafen arbeitete, in die Armenviertel südlich der Elbe.

Die Abrissmaßnahmen beginnen im gleichen Jahr. In zwei Jahren werden knapp 1.100 Häuser abgerissen. 1885 beginnt die Arbeit am ersten Bauabschnitt der Speicherstadt. Tausende von Eichenpfählen werden dafür bis zu zwölf Meter tief in den Elbschlick gerammt.

Pünktlich zum Eintritt in den Deutschen Zollverein 1888 ist nach noch nicht einmal fünf Jahren der erste Bauabschnitt fertig. Vom ersten Entwurf bis zu den fertigen Lagerhäusern – inklusive Umleitung von Fleeten, Neubau von Straßen etc.

Die neuen Kontore sind kein Vergleich zu den Fachwerkhäusern, die hier vorher standen. Sie haben Fahrstühle, Telefone und sogar elektrisches Licht. Dank eines eigenen Kesselhauses war der erste Bauabschnitt der Speicherstadt der erste Gebäudekomplex in der Hansestadt, der komplett elektrisch beleuchtet wurde. Das Kesselhaus sorgte aber nicht nur für Licht sondern auch für Druckwasser, welches die hydraulischen Winden und Kräne antrieb, mit denen die Waren ausgeladen und in die Böden befördert wurden.

Nun ging es los in der Speicherstadt

Quartiersfirmen mieteten sich in die Speicher ein und begannen mit der Arbeit. Kaffee, Tee, Kakao und Gewürze waren die häufigsten Güter in der Speicherstadt. Die großen Schiffe verluden die Waren auf kleine Schiffe, die Schuten, welche die Kostbarkeiten dann in die Speicherstadt brachten.

Alle Gebäude der Speicherstadt wurden übrigens so gebaut, dass sie sowohl vom Wasser als auch vom Land aus zugänglich sind. Das erleichterte das Verladen von den Schuten in die Lager und von dort in die Karren o.ä. ungemein.

Bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges waren dann auch die zwei anderen Bauabschnitte fertiggestellt. Leider hielt dies nicht lange vor: Im Zweiten Weltkrieg wurde fast die Hälfte der Speicherstadt zerstört. Es gab einen großen Wiederaufbau, ausgenommen den Bereich, in dem heute das Hanseatic Trade Center steht.
Auf Grund der Zunahme der Containerschifffahrt war die Speicherstadt von 2004 an nicht mehr Teil des Freihafens, ehe Hamburg 2013 den Freihafen komplett abschaffte.

Heute sind in der Speicherstadt neben so einigen Teppichhändlern und kleinen Firmen auch zahlreiche Freizeitangebote zu finden: Das Deutsche Zollmuseum, das Spicy’s Gewürzmuseum, das Miniatur Wunderland, das Hamburg Dungeon, das Internationale Maritime Museum und das Dialoghaus Hamburg, um nur einige zu nennen.

Im von außen unscheinbaren Speicherstadtmuseum wird an die Glanzzeiten der Speicherstadt und die herausfordernde Arbeit der Quartierleute erinnert. Hereinspaziert!

Das Speicherstadtmuseum

Passenderweise liegt das Museum in einem der Kontore von 1888, also vom ersten Bauabschnitt. Genauer gesagt im Speicherblock L.

Zentrales Thema der Ausstellung ist die Arbeit der Quartierleute in den Speichern. Diese Lagerhalter waren neben der Lagerung der Waren unter anderem auch für die Qualitätskontrolle und den Versand von Proben zuständig.

So mussten die Quartierleute aus den Säcken Proben nehmen und z.B. kontrollieren, ob der Inhalt auf der Reise schimmelig geworden ist oder Ungeziefer mitgebracht hat. Oder, ob die richtige Anzahl Säcke geliefert wurde. Und natürlich mussten sie die Säcke aus den Schuten ausladen und vernünftig lagern. Ihr seht, es war ein sehr verantwortungsvoller Posten. Es gab sogar Spezialisten, die sich schwerpunktmäßig mit Tee, Kaffee o.ä. auskannten.

In der Ausstellung sind diverse Arbeitsgeräte wie z.B. die Zuckerklatsche oder der Probenstecher ausgestellt. Außerdem erfahrt Ihr, wie unterschiedlich Säcke gelagert wurden, bestaunt eine Speicher-Miniatur und seht Maschinen, die für die Weiterverarbeitung von Kaffee und Tee im Einsatz waren.

Apropos Kaffee und Tee: Ein eigener Ausstellungsbereich befasst sich mit genau diesen Gütern und stellt Euch die spannende Reise von der Ernte über (im Falle des Kaffees) Röstung bis zum Handel vor. Guckt Euch dabei unbedingt den blauen Briefkasten im hinteren rechten Bereich an. An ihm geht man schnell vorbei, weil ein Briefkasten nicht Besonderes ist. Aber dieser ist anders, denn hier wurde keine normale Post verschickt.

Auch eingegangen wird auf die Arbeit der Ewerführer – der Personen, die die Schuten durch die Fleete von Hamburg steuerten und Waren von und zu den Seeschiffen zu befördern, die nicht anlegen konnten.

Damit auch Kinder ihren Spaß an der Ausstellung haben, wird ihnen ein eigener Museumsführer zur Seite gestellt: Kalle.

Kalle, der kleine Quartiersmann

Kalle ist mit seinen 19cm ein ganz besonderer Quartiersmann. Tatsächlich ist seine Größe aber auch ein Vorteil. Denn so kann er sich an verschiedensten Orten im ganzen Museum verstecken.

Mit dem Fragebogen ausgestattet, den Ihr an der Kasse bekommt, geht Ihr auf die Suche nach ihm. Jeder Kalle hat eine andere Nummer, die sich auf dem Fragebogen wiederfindet und deren Lösung Ihr finden müsst.

Und so lernt Ihr, dass Jogginghosen damals nicht die richtige Kleidung für Quartiersleute waren und wie Kakaobohnen kontrolliert wurden. Aber nicht nur das: Ihr helft Kalle auch, seinen Hut zu finden, vergleicht Eure eigene Größe mit der von Kalle, dürft die Arbeitsgeräte seiner Kollegen in die Hand nehmen und Gewürze schnuppern.

Wenn Ihr alle Rätsel gelöst habt, verrät Euch Kalle, wo sich im Museum seine kleine Wohnung befindet. Diese ist wahnsinnig liebevoll und niedlich eingerichtet. Versucht sie unbedingt zu finden! Die Wohnung gibt Euch auch die Antwort auf die letzte Frage des Bogens. An der Kasse dürft Ihr Euch nun eine Urkunde abholen.

Für alle Kinder, die für diese Rallye noch zu klein sind, gibt es das Suchspiel „Augen auf im Museum“, bei dem verschiedene Dinge im Museum gesucht werden müssen.

Speicherstadtmuseum

  • Am Sandtorkai 36, 20457 Hamburg
  • HVV: U3 „Baumwall“, Buslinien 2 und 111 „Am Kaiserkai (Elbphilharmonie)“, Metrobus 6 „Am Sandtorkai“
  • Parkplätze: „Conti Parkhaus Speicherstadt“ (Am Sandtorkai 6) und „Parkplatz Kehrwieder“
  • Eintritt: unter 6 Jahren frei, Schüler*Innen 2,50€, Erwachsene 5€ (ermäßigt 3,50€). Änderungen vorbehalten.
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