„So sahen früher die Betten aus?“ „Lass mich mal bügeln.“ „Ich möchte ein Schwein als Haustier.“
Nur ein paar der Ausrufe, die ich bei einem Besuch im Freilichtmuseum am Kiekeberg zu hören bekomme. Für Kinder gibt es hier ein riesiges Angebot zum Mitmachen und Entdecken. Plus Spielplätze und Tiere. Ein gelungener Museumsbesuch wartet auf Euch. Los geht’s!
Das Freilichtmuseum am Kiekeberg
Bei der Anreise per Auto aus Hamburg kommt es irgendwann zur „Abzweigung der Entscheidung“. Führt der Weg in den Wildpark Schwarze Berge oder ins Freilichtmuseum? Heute überlassen wir die Hängebauchschweine anderen Familien und werfen einen Blick in das Freilichtmuseum.
Wie haben die Landwirte in der Lüneburger Heide früher gelebt? Wie sah ihr Alltag aus? Welche Arbeiten hatte der Fischer an Land zu tun? Wie warm ist es an der Arbeitsstätte des Schmieds? Haben die Nutztiere wirklich im Haus bei den Menschen gewohnt? Wie sah eine Tankstelle vor 70 Jahren aus?
Auf einem Areal von 12 Hektar liefert das Freilichtmuseum am Kiekeberg Antworten für die Jahre 1600 bis 1970. Und hat sich dabei das Thema Familienfreundlichkeit auf die Fahne geschrieben.
Das fängt schon an der Kasse an: Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren haben freien Eintritt. Und es setzt sich während des gesamten Besuches fort, wie Ihr sehen werdet.
Der Erlebnispfad: Unterwegs mit Kindern im Freilichtmuseum
Unterteilt ist das Museum in mehrere Bereiche bzw. Dörfer: Das Heidedorf, das Marschendorf, die Industriezeit auf dem Dorf, die Königsberger Straße und das Agrarium.
Beim Bummeln über das Gelände kann in die historischen Gebäude eingetreten und das frühere Leben hautnah erlebt werden. Die Bettkojen, die Kochstellen, die Schränke, die Webstühle – an fast alles kann man ganz nah ran. Kaum Absperrungen, die nur einen Blick aus der Ferne zulassen.
Kindern sind dabei dank mehrerer Mitmach-Stationen aktiv eingebunden. Diese Stationen sind mit einer roten Hand markiert. Eine Infotafel gibt eine kurze, kindgerechte Info über die Station und beschreibt, was die Kinder hier tun können.
So gib es Stationen, an denen gebügelt oder gefeilt wird. An einer muss Wasser für die Tiere transportiert werden. (Hummel, unser berühmter Wasserträger, lässt grüßen.) Außerdem können die Kinder in zwei Häuser in die Schlafkojen hineinklettern und die Betten von damals erleben. Und dann müssen noch Dachbalken zusammengesetzt, plattdüütsch sortiert und eine Sitzordnung erarbeitet werden. Und das ist noch nicht alles.
Die Königsberger Straße
Die 2023 eröffnete „Königsberger Straße“ versetzt uns in die Zeit der 1950er und 1970er. Es gibt mehrere Wohnhäuser, eine grandiose Tankstelle und mehrere Ladengeschäfte. In jedes Geschäft dürft Ihr eintreten und so z.B. eine alte Zahnarzt-Praxis oder einen Metzger erkunden. Beim Metzger dürft Ihr sogar hinter die Theke. Nur bitte keine Exponate berühren.
Unter den Infotafeln an den Eingängen der Läden findet Ihr große Holzplatten, die Euch zu einem Suchspiel einladen. Ihr könnt in den verschiedenen Geschäften nach Objekten, wie z.B. Knöpfen suchen. Die Kinder werden so sehr aktiv die ausgestellte Ware in Augenschein nehmen.
Die Königsberger Straße ist ein besonderer Bereich. Hier geraten Erwachsene angesichts von Telefonzelle, Fotoapparat oder alten Fernsehgeräten schnell ins Erzählen aus ihrer eigenen Kindheit. Ein schönes Erlebnis, was Kinder und Erwachsene einander näher bringt. Nur auf den Benzinpreis an der Tankstelle sollten die Erwachsenen lieber nicht gucken. 😉
Lieblinge der Kinder: Spielplätze und Tiere
Zum Austoben können die Kinder zwischen vier Spielbereichen wählen:
- In der Königsberger Straße gibt es einen Bereich mit zwei Klettergerüsten, die sich gut in die Straße einfügen, aber nur für einen kurzen Zwischenstopp geeignet sind.
- In den „Spielwelten“ im Agrarium gibt es einen kleinen Spielebereich, der mit Holzrutsche und Mini-Karussell eher für kleinere Kinder spannend ist.
- Im Heidedorf können die Kinder auf hölzernen Spielgeräten turnen, welche auch hier toll zur Umgebung passen. Es gibt hölzerne Pferde, Schweine und Schafe sowie einen Zug. Außerdem eine Wippe und einen Kletterfelsen.
- Auch wenn man im Becken nicht baden darf, ist auf dem Wasserspielplatz an heißen Tagen für reichlich Abkühlung gesorgt. Neben Wasserpumpen und Spritzgeräten ist das Highlight für Kinder die Floßfahrt über das Becken.
Toll: An jedem Spielebereich gibt es entweder direkt dran oder in der Nähe liegend Toiletten (auch barrierefreie) und Wickelmöglichkeiten. So muss der Spielplatzbesuch nicht kurzfristig enden, um eine Toilette zu finden.
Und dann sind da noch die Tiere. Auf dem Gelände leben Kühe, Schweine, Schafe, Ziegen, Gänse und Hühner. Teilweise noch so, wie zu damaliger Zeit – heißt, man findet Kuh- oder Schweineställe in Wohnhäusern. Nicht nur im Winter merkt man die Wärme der Tiere im Haus und versteht, warum diese damals Zimmernachbarn waren.
Die Tiere verleihen dem Museum ein lebendiges Flair. Und wenn dann im Spätsommer noch die Obstbäume ihre Früchte tragen, kann man fast vergessen, in einem Museum zu sein. Das Schöne: Auch bei höherem Besucherandrang verläuft es sich auf dem großen Gelände sehr gut. Lediglich im Agrarium merkt man die Ballung, aber das ist auch nur verständlich.
Das Agrarium im Freilichtmuseum
Im Agrarium ist einiges los, da hier mehrere Bereiche untergebracht sind. Die rote Hand führt auch hier zu Mitmach-Stationen – haltet also nach dieser Ausschau.
Im Erd- und Untergeschoss findet sich eine beeindruckende Sammlung alter Traktoren und landwirtschaftlicher Maschinen. Kinder können unter anderem auf einem Trekker sitzen und eine Mähdrescher-Simulation in einem echten „Cockpit“ steuern.
Im Obergeschoss erwartet Euch das Thema „Milchwirtschaft“. Ihr erfahrt vieles über Kühe, Milch und die Weiterverarbeitung, könnt eine (mechanische) Kuh melken und an einer Bonsche-Kurbel drehen.
Ebenfalls im Gebäudekomplex des Agrariums befinden sich die bereits erwähnte Dauerausstellung „Spielwelten“ rund um die Entwicklung von Spielzeug seit 1950, ein Museumsladen, der Hofbäcker (die Zimtbrötchen sind bei Kindern sehr beliebt) und das „Koffietied RöstereiCafé“, das hier im Museum seinen Kaffee röstet.
Den Besuch planen
Am meisten Spaß macht der Besuch, wenn Veranstaltungen sind. Dann steht z.B. der Schmied an der Esse oder die Kinder können auf offenem Feuer Apfelküchlein zubereiten. Oft stellen auch Darsteller das Leben zur damaligen Zeit nach und schlüpfen in die Rollen von Bäuerin oder Knecht, Fischer oder Flüchtling. Ich persönlich liebe auch den Pflanzenmarkt, der uns jährlich mit Jungpflanzen für unseren Naschgarten versorgt. Die Veranstaltungen sind bis auf ganz wenige Ausnahmen im Eintrittspreis inkludiert.
>> Zur Übersicht über die Veranstaltungen
Freilichtmuseum am Kiekeberg
- Am Kiekeberg 1, 21224 Rosengarten-Ehestorf
- Parkplatz: Direkt vor Ort
- HVV: Haltestelle „Museum Kiekeberg“, Buslinien 340, 4210 und 4606 sowie von Mai bis Oktober Linie 540
- Eintritt: Erwachsene 11€, Kinder und Jugendliche unter 18 Jahre kostenlos
- Gegen Pfand können an der Kasse Bollerwagen ausgeliehen werden.
- Das Freilichtmuseum und seine Außenstelle der Museumsbauernhof Wennerstorf bieten vielfältige Programme für Kindergeburtstage an.
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